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Statio und Predigt bei der Priesterweihe am 27. Juni 2020

Informationen des Bisch. Ordinariates (2020/66_Bischof) für alle Pfarreien

Sehr geehrter Herr Pfarrer,
sehr geehrte Damen und Herren

in diesem Jahr konnte die Priesterweihe nur mit einem begrenzten Kreis von Gläubigen gefeiert werden. Daher darf ich Ihnen die Statio und die Predigt unseres Bischofs Rudolf Voderholzer zukommen lassen. Hier ruft Bischof Rudolf nicht nur zum Gebet für Priester auf. Er ermutigt, nach den heftigen Einschnitten durch die Infektionsschutzmaßnahmen jetzt die wiedererlangten Möglichkeiten offensiv zu nutzen. Ich empfehle daher die Lektüre und und ggf. die Weitergabe der Texte, die eine gute Orientierung in der jetzigen Phase der Corona-Krise geben, von Herzen.

Herzliche Grüße

Michael Fuchs
Generalvikar



 

Priesterweihe am 27. Juni 2020 (Gedenktag des hl. Cyrill von Alexandrien)
im Hohen Dom zu Regensburg
(noch immer unter Corona-Bedingungen)
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer

 

Statio

Liebe Schwestern und Brüder,
hier im Regensburger und wo immer Sie mit uns feiern,
verbunden per Livestream oder Fernsehen!

Zum Festgottesdienst mit Priesterweihe Grüße ich Sie herzlich im Hohen Dom zu Regensburg! Wir sind in großer Freude versammelt, denn dem Bistum Regensburg, der Gemeinschaft der Oratorianer in Aufhausen und der Gemeinschaft der Augustiner-Chorherren von Paring wird in dieser Feier je ein Neupriester geschenkt für den Dienst der Kirche in unserer Heimat, und wir danken dem Herrn für diese Berufungen.
Und so Grüße ich ganz herzlich und zuerst unsere drei Weihekandidaten!
Ich grüße sie zusammen mit ihren Eltern und Familien, den leiblichen und geistlichen Familien, mit den Freunden, Wegbegleitern und Verwandten, soweit sie, angesichts der begrenzten Zahl, hier im Dom mitfeiern, oder eben an den Bildschirmen mit dabei sind. Ich grüße alle Priester und die Schwestern und Brüder aus den Heimat- und aus den Praktikumspfarreien unserer Neupriester in Amberg, Obertraubling und Siegenburg – verbunden mit großem Dank für das Gebet und die Begleitung.
Die Priesterweihe in diesem Jahr ist ein wenig anders als sonst, und sie wird den Weihekandidaten und uns allen besonders in Erinnerung bleiben. Mit Abstand und somit in kleinerer Zahl, und weiteren Vorsichtsmaßnahmen.
Aber wir sind froh, dass wir wenigstens schon wieder in dieser Form feiern können. Zur Vorbereitung gehörten heuer neben dem Studium, den Praktika und zuletzt den Exerzitien in Mallersdorf schließlich auch zwei Corona-Tests. Gott sei Dank sind sie bei allen Weihekandidaten, bei mir, beim Herrn Regens und beim Bischöflichen Kaplan negativ ausgefallen. Ein negatives Testergebnis aber ist bekanntlich eine gute Nachricht. So können wir das zentrale Zeichen der Priesterweihe, die Handauflegung, seit der apostolischen Zeit – zusammen mit dem Gebet des Bischofs und der ganzen Kirche – das äußere Zeichen für die innere Gnade des Sakramentes, vollziehen.
Auf manches andere müssen wir heute verzichten. Nehmen wir es positiv als Wink, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: Gott der Herr beruft Männer in den priesterlichen Dienst. Sie antworten großherzig mit ihrer Bereitschaft, und nach Ausbildung und Prüfung macht sie der Herr selbst durch die Hand des Bischofs zu vollmächtigen Kündern des Wortes und zu Ausspendern der Sakramente. – Wir bitten den Herrn Regens Msgr. Priller, die Weihekandidaten aufzurufen und sie uns vorzustellen.


Predigt

Liebe Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonenamt,
ehrwürdige Schwestern,
liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
liebe Weihekandidaten!

Als wir im Advent letzten Jahres Ihre Diakonenweihe feierten, in Siegenburg am 7. Dezember, und in Aufhausen etwas früher durch Weihbischof Josef, da konnten wir nicht ahnen, wie ganz anders als geplant die Zeit Ihres Diakonates sich gestalten würde.
Seit Anfang März haben Sie in Ihren Einsatzpfarreien als Diakone in der unmittelbaren Vorbereitung auf den priesterlichen Dienst Anteil nehmen dürfen an dieser großen Herausforderung, das kirchliche Leben, die Sorge um die Kranken, die Jugendarbeit, die Verkündigung des Evangeliums, vor allem aber die Feier unseres größten Festes, die Feier von Ostern unter den extremen Bedingungen der Kontakt Beschränkungen und all der Vorsichtsmaßen aufrecht zu erhalten.
Es ist mir ein großes Anliegen, gerade auch an einem Tag wie diesem den Pfarrern und auch Ihnen zu danken für die Kreativität, für die Leidenschaft, mit der Sie sich dieser Herausforderung gestellt haben!
Die Menschen haben gespürt: Die Priester, die Diakone, sie wollen da sein für die Menschen. Natürlich musste man die Anordnungen und vielfältigen Grenzen respektieren, nicht nur aus Gehorsam, sondern aus innerer Einsicht in die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit.
Sie haben teilgenommen an dem Schmerz, nicht mit den Menschen, zu denen Sie gesandt sind und für die Sie da sein wollen, die Eucharistie feiern zu können, ihnen nicht leibhaft begegnen zu können. Niemand hat behauptet, dass die Video-Übertragung einer Heiligen Messe auch nur annähernd eine physische Teilnahme ersetzen kann; aber unter den gegebenen Bedingungen war es eben doch eine Weise der Verkündigung und der Pastoral, und viele haben sich als wirklich gute Hirten erwiesen. Die Priester haben den Gläubigen geholfen, ihr gemeinsames, in Taufe und Firmung gründendes Priestertum zu praktizieren, vor allem in den vielen Möglichkeiten der „Hauskirche“, wie das Zweite Vatikanische Konzil (LG 11) die christliche Familie nennt, der Hauskirche, die die Pfarrkirche nicht ersetzt, sondern darauf vorbereitet und die Sehnsucht wachsen lässt nach der Begegnung mit Christus in der sonntäglichen Eucharistie.
Aber man musste einfach die Gefahr ernst nehmen, dass man möglicherweise Menschen, denen eigentlich Trost gespendet und Beistand vermittelt werden sollte, in Gefahr bringt, wenn man nicht vorsichtig die Kontaktbeschränkungen beachtet!
Ich nehme an, liebe Weihekandidaten – und wir haben ja auch darüber gesprochen –, dass Sie in dieser Situation noch einmal mehr und anderes gelernt haben, als es vielleicht unter normalen Bedingungen der Fall gewesen wäre; gelernt vor allem, dass es um die Liebe zu den Menschen geht, die einem anvertraut sind, und die einen dann auch Mittel und Wege zeigt, für sie da zu sein.
Mittlerweile ist die Zeit vorangeschritten. Wenigstens in unserem Land stehen wir, dank der großen Geduld und Disziplin der Menschen, vor einer allmählichen Normalisierung des Lebens. Und das stellt uns vor neue Herausforderungen. Der Shut-down ist vorüber. Jetzt geht es darum, das Leben, auch das äußere kirchliche Leben, vorsichtig wieder hochzufahren.
Ihre Priesterweihe fällt genau in diese Übergangszeit. Ihr Wirken als Neupriester ist also in eine nicht weniger herausfordernde Zeit gestellt. Es zeigt sich nämlich: Fast noch schwerer als alles herunter zu fahren, ist es, langsam wieder anzufangen!
Es ist scheinbar wie mit einem Organismus, wo sich die Muskeln, der ganze Bewegungsapparat, zurückbildet, wenn er nicht betätigt wird, beispielsweise nach einem Knochenbruch, der einen ans Bett fesselt und am Gehen hindert. Schon nach wenigen Tagen bilden sich die Muskeln zurück, und man muss – wenn es länger dauert – wieder neu gehen lernen. Wenn ich das Bild auf unsere Realität übertrage: Je länger der Organismus der Pfarrei, der Kirche, darnieder liegt und sich nicht bewegt, umso schwieriger und langwieriger wird es werden, wieder auf die Füße zu kommen. Das gilt übrigens für alle Bereiche des öffentlichen Lebens genauso!
Während zu Beginn der Corona-Krise die Devise galt: Bleiben Sie daheim, so gilt jetzt: Fassen Sie neu Mut! Kommen Sie! Wir helfen Ihnen. Die Priester, und vor allem auch die Neupriester, sind für Sie da! Jetzt besonders mit ihrem neupriesterlichen Segen. Sie werden ja nicht für sich geweiht, sondern zum Dienst an den Menschen.
Und so soll von dieser Priesterweihe auch die Botschaft in das ganze Bistum hinausgehen! Fasst wieder Mut, fürchtet Euch nicht! Wenn wir uns an die Regeln halten, dann wird es gut gehen. Ein großer Schritt hin zur Normalität ist es ja, dass es nicht mehr notwendig ist, den Mund-Nase-Schutz die ganze Zeit über zu tragen, sondern dass es wieder möglich erscheint, ihn abzunehmen, wenn man seinen festen Platz eingenommen hat.
Schon bislang ist von uns Katholiken keine Gefahr ausgegangen. Das wissen auch die Regierung und der Herr Ministerpräsident. Wir bleiben unserer Disziplin treu, werden nicht übermütig oder leichtsinnig, aber wir nützen auch die Möglichkeit, jetzt wieder leibhaftig und während der Heiligen Messe ohne Mund-Nase-Bedeckung, die Gemeinschaft der Schwestern und Brüder zu erfahren.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Sie haben vermutlich in den letzten Tagen mitbekommen, dass auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz Überlegungen angestellt werden zur Konzentration der Priesterausbildung, das heißt auch hinsichtlich einer Verringerung der Standorte. Hintergrund sind die vielen freien Plätze in den Priesterseminaren in vielen Bischofsstädten.
Für das Bistum Regensburg gilt: Wir haben, zusammen mit dem Bistum Passau und dem Studium Rudolphinum, eine relativ große und lebensfähige Lerngruppe, und so sehe ich – da bin ich mit Bischof Stefan Oster von Passau einig – keine Veranlassung, hinsichtlich der Standortfrage etwas zu ändern. Wie wir in der Priesterausbildung Theorie und Praxis noch besser aufeinander abstimmen können, das beschäftigt die Verantwortlichen freilich schon lange und das wird uns weiter beschäftigen.
Allerdings gebe ich zu bedenken: Das erste und wichtigste, was angesichts der freien Zimmer im Priesterseminar zu tun ist, ist den Himmel zu bestürmen und um Priesterberufe zu beten, zu werben für geistliche Berufe. Natürlich: Zum Priester beruft der Herr selbst, nicht wir. Aber wir können mithelfen, Rahmenbedingungen zu schaffen. An uns ist es, den Weg zur Annahme einer Berufung zu erleichtern, aber wir können ihn auch erschweren.
Mein aufrichtiger Dank gilt den vielen Beterinnen und Betern, die regelmäßig sich von Jesus selbst anregen lassen: „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“
Und so haben wir ja die Wolfgangs-Woche in diesem Jahr, ganz gemäß ihrer ursprünglichen Sinngebung, bistumsweit als Woche des Gebetes um geistliche Berufe gestaltet; ausgehend vom Dom, wo der Wolfgangs-Schrein als die Wiege des Christentums in unserem Bistum zur Verehrung erhoben worden war. Danke, lieber Herr Direktor Pöpperl, für alle Ihre Initiativen. Und danke den Frauen und Männern, die diese Initiative mittragen.
Was die Attraktivität des Priesterberufes betrifft, so können wir freilich auch Hindernisse aufbauen. Ich habe es in der Bischofskonferenz am Dienstag ganz deutlich gesagt: Wenn wir innerkirchlich selbst das Priestertum problematisieren, wenn in der Kirche selbst die Lebensform der evangelischen Räte: Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam, die die Lebensform Jesu und der Apostel ist, und wenn in der Kirche selbst ihre sakramentale Struktur ständig infrage gestellt wird, dann ist das kein positives Signal. Vieles, was im Umfeld des so genannten Synodalen Weges gesprochen wird, ist nicht dazu angetan, geistliche Berufe zu fördern. Das muss aufhören!
Wie sehr die Menschen auch heute dankbar sind für das authentische priesterliche Zeugnis, das hat uns in den letzten Tagen erst der überraschende Besuch des emeritierten Papstes Benedikts XVI. hier in Regensburg bei seinem altersschwachen Bruder gezeigt.
Wie bewegend das Zeugnis dieses großen Kirchenmannes, Jahrhunderttheologen und Mann des Wortes, der in Kauf nimmt, seine ganze Hinfälligkeit und Schwäche zu zeigen, um seinem Bruder auf der letzten Wegstrecke beistehen zu können!
Sein vorübergehendes Zuhause war das Priesterseminar. Danke auch an dieser Stelle den Verantwortlichen, aber auch den Studenten, die wunderbare Gastgeber waren und, ich glaube das sagen zu können, ihrerseits beschenkt und gestärkt wurden von diesem Zeugnis, das auch ein Zeugnis war für die Kraft des Gebetes, vor allem in der täglichen Eucharistie. Das trägt gerade auch im Angesicht der Endlichkeit und des Sterbens.
Liebe Weihekandidaten, an Ihrem Weihealtar steht der Schrein des Bistumspatrons, des heiligen Wolfgang. Und als weiterer Patron heute auch der Tagesheilige Kyrill von Alexandrien. Im 5. Jahrhundert war er als Bischof des altehrwürdigen Sitzes des heiligen Markus, eines Petrusschülers, ein Zeuge für Christus. Er hat besonders die Mahnung des Apostels Paulus an Timotheus beherzigt, das Wort Gottes zu verkünden, gelegen oder ungelegen. Er wusste, dass der Glaube nicht in menschlichen Mythen besteht, sondern die von der Kirche überlieferte Antwort ist auf Gottes Selbstmitteilung in seinem göttlichen Wort, das Fleisch geworden ist durch die Jungfrau Maria, die wir deshalb auch wahrhaft als „theotokos“, „Gottesmutter“. Seine Fürsprache, die Fürsprache des heiligen Wolfgang und der Gottesmutter möge Ihnen erbitten, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein im priesterlichen Dienst, der Ihnen nun übertragen wird!

+ Rudolf

Bischof von Regensburg